Puerto Galera
Am 16. Juni war es endlich soweit: Das Wetterferfenster war da. Wir planten zwei Tage für die Überfahrt von Subic Bay auf Luzon nach Puerto Galera auf Mindoro ein. Die Nacht über hätten wir gerne in Punta Fuego verbracht. Aber die kleine Marina hat auf unsere Anfragen per Email und Telefon nicht geantwortet.
Die Ausreise aus Subic Bay musste angemeldet werden. Dieses hatte der SBYC für uns übernommen. Wie aller Service hatte auch dieser seinen Preis. Aber wir waren dann doch zu beschäftigt noch ein paar Last-Minute Einkäufe zu erledigen.
Viele Segler waren wegen der beginnenden Regenzeit nicht mehr in Subic Bay. Aber diejenigen die noch dort verblieben waren gaben mir gute Ratschläge wo man auf dem Weg Richtung Puerto Galera für eine Nacht ankern könnte. Vielen Dank an Helmut und Brian 🙂
Tag 1: Subic Bay nach Maya Maya
Bekanntes Übel
Tag Eins verlief zuerst recht stressfrei: Ein lange Dühnung aus Südwestlicher Richtung rollte an, was aber durchaus zu ertragen war so dass wir die Paravanes zur Stabilisierung nicht zu Wasser lassen mussten.
Alles lief gut für ein paar Stunden. Wir hatten nahezu das Ende der Manila Bucht erreicht deren Einfahrt wir überqueren mussten. Da vernahm ich ein leichtes Abnehmen der Umdrehungszahl des Motors. Nur ganz kurz, und als mein Blick Richtung Umdrehungsanzeige fiel war alles wieder normal: 1,000RPM. Kurze Zeit später wieder: Der Motor hörte sich an als ob er schwerer arbeiten würde – oder aber nicht genug Kraftstoff zugeführt bekommt. Das Gehör funktioniert bei diesem langsam drehenden Gardner 6LXB doch besser als die Umdrehungsanzeige – zumindest wenn man mit solcher Technik aufgewachsen ist. Ob Toyota Corolla, VW Jetta, Opel Astra, BMW 1.7TDS, diverse Kleinlaster – ich war in vielen Diesel Fahrzeugen älterer Bauart mit Schaltgetriebe unterwegs gewesen. Und voll beladen schaltfaul bergauf: Das wollen auch die drehmomentstarken Dieselmotoren nicht.
Kraftstoff – Luft – Widerstand
Vorteil an diesem alt bewährtem Dieselmotor ist: Es gibt nicht viel was ein solches Abnehmen der Drehzahl verursachen kann:
Luft
Luft ist auf diesem Boot mit diesem Motor das kleinste Problem: Es gibt keinen Luftffilter der verstopfen kann. Problem gelöst.
Kraftstoff
Kraftstoff: Ein Mangel an Kraftstoff sollte es nicht sein. Oder? Ich hatte Tanks als auch Kraftstoff mithilfe der Kraftstoffzentrifuge gereinigt. Zusätzlich, bevor jeglicher Diesel in den 1,200 Liter grossen Tagestank kommt, durchläuft dieser zwei Filter mit Wasserabscheider. Dann gibt es zwei grosse Doppelfilter (Double-Double Fleetguard SMX Fuel Filtration) die ich immer schön im Wechsel Betrieb um ein verharzen des Diesels in den Filtern zu verhindern.
Erst dann kommt der AIC Kraftstoffemengenmesser mit seinem eigenem Filter bevor der Kraftstoff in den Motor gelangt (der auch noch einen eigenen Filter besitzt).
Alle Filter waren erst vor einem halben Jahr (etwa 200 Betriebbsstunden) gewechselt worden. Somit sehr unwahrscheinlich das ein Filter sich zugesetzt hatte.
Widerstand
Wie schon oben erwähnt mögen selbst die drehmomentstarken Dieselmotoren keinen zu grossen Widerstand. Ein Fischnetz im Propeller könnte einen Abfall der Motorendrehzahl verursachen. Wir schalteten in den Rückwärtsgang und versuchten ein eventuelles Netz aus dem Propeller zu lösen.
Kraftstoffmengenmesser
Es bedurfte mehrerer Besuche in den Machinenraum bis ich endlich das Problem gefunden hatte: Der Kraftstoffmengenmesser muss sich (mal wieder!) zugesetzt haben. Nicht das erste mal, hatten wir doch in Discovery Bay nachdem der Auspuff repariert worden war schon einmal das Problem gehabt. Zum Glück hatte ich Ventile eingebaut um dieses Gerät zu umgehen. Nun haben wir zwar keine Informationen über den genauen Kraftstoffverbrauch, aber wenigstens läuft der gute alte Diesel wieder wie er soll.
Das ein so teueres Instrument (Veritas AIC-904) zweimal innerhalb eines Jahres bei weniger als 300 Betriebsstunden trotz regelmässigen Wechsel der Filter verstopft ist schon sehr entäuschend! Ich werde mich nach Ersatz umsehen müssen. Technik die nicht einwandfrei funktioniert hat auf dem Boot nichts zu suchen!
Hier geht es zum Blog vom Dezember 2022 wo ich in Englisch schon einmal über das Problem berichtete.
Maya Maya
Ich hatte mich bei der Abfahrt nicht auf eine bestimmte Bucht für die Übernachtung festgelegt. Das wollte ich von der Dühnung abhängig machen: Die rollte trotz des inzwischen schwachen Windes noch immer vom Südchinesischen Meer heran. Die südliche Komponente war kleiner als die westliche. Ich nahm Kurs auf Nasugbu Bay.
Nasugbu Bay ist recht gross in durch kleine Landzungen in mehrere Abschnitte unterteilt. Wir wählten einen Ankerplatz am nördlichen Ende. Ganz in der Nähe war die Marina vom Maya Maya Resort. Und die Marina sah recht gut besucht aus – im Gegensatz zu den Informationen die im Internet kusieren. Wir wollten nur eine Nacht in der Bucht verbringen, somit machten wir uns nicht die Mühe das Beiboot zu Wasser zu lassen.
Später am Abend warfen die Fischer ihre Netze ganz dicht am Boot aus. Wir hätten sie durch Handschlag begrüssen können. Wollten sie nur Fische unter unserem Boot fangen oder waren da andere Absichten im Spiel? In Malaysien haben viele Fischer den Ruf ihre Netze an vor Anker liegenden Yachten aus Absicht einzureissen um dann Geld für den Schaden zu verlangen. Wir wollten nicht herausfinden ob sich diese Unart bis in die Philippinen verbreitet hat. Somit blieben wir ruhig und liessen uns nicht auf dem Deck blicken.
Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei und wir konnten uns endlich in die Koje legen. Wahrscheinlich waren wirklich nur die Fische unter unserem Boot anvisiert worden. Wie schade das immer wieder einige schwarze Schafe einen ganzen Berufsstand in ein schlechtes Licht werfen.
Tag 2: Maya-Maya nach Puerto Galera
Früh morgens lichteten wir Anker und machten uns der Küste entlang auf gen Süden. Der Wind frischte auf und kam aus einem Winkel von 50 Grad. Hervorragend um die Segel zu setzen. Mototorendrehzahl konnte etwas reduziert werden und trotz der Strömung die uns mit einem Knoten entgegenkam machten wir gute Reisefortschritte.
Das lief gut bis wir Kap Santiago erreichten: Von hier an pfiff der Wind uns mit 15 Knoten auf die Nase. Die Strömung die mit guten 1,5 Knoten entgegenkam machte uns auch nicht gerade schneller. Mit 5 Knoten Fahrt kämpften wir uns unserem Ziel entgegen. Wir nutzten die Energie von Sonne und Lichtmaschine um Trinkwasser aufzubereiten und Wäsche zu waschen. Drei ganze AWaschladungengen schafften wir auf der (kurzen) Strecke. Und diese trockneten bei dem Wind innerhalb von einer Stunde! Man muss auch die positiven Seiten der langsamen Reise sehen.
Wir wurden von vielen Frachtern überholt die die Verde Passage anvisierten. Nur einmal durften auch wir überholen: Ein grosser Schleppverband leidetete noch mehr unter Gegenwind und Strömung.
Puerto Galera
Der Naturhafen Puerto Galera hat zwei Einfharten: den Nordwest Kanal (auch Manila Channel genannt) und den Nord Kanal. Der Manila Channel war für uns nicht nur dier kürzere Einfahrt, sondern auch nur die einzig mögliche: Ein Stromkabel über dem Nordkanal erlaubt es Segelbooten nicht diesen Weg zu nehmen.
Kurz vor der Einfahrt folgte die Strömung der Küstenlinie und somit kam diese von der Seite. Zum Glück zeigt der Bildschirm nicht nur Bugrichtung sondern auch Kurs über Grund an. Somit war es einfach mit zehn Grad Vorhaltewinkel in den Kanal einzufahren.
Puerto Galera ist ein sehr beliebter taifunsicherer Naturhafen und die Tiefen sind somit sehr gut auf den Karten eingezeichnet. Aber es war auch das erste Mal das ich die Position des Bootes auf den Satellitenbildern mit verfolgte. Im ZickZack Kurs muss man sich langsam in die Muelle Bucht vortasten. Wer gerade draufzufährt landet auf einem der Riffe. OpenCPN bietet mit Windows Laptop und GPS eine hervorragende Möglichkeiten die Bordnavigation zu ergänzen.
Puerto Galera Yacht Club
Es waren schon Bekannte aus Hong Kong mit ihrem Boot einige Tage vor uns angekommen. Somit gab es ein grosses ‘Hallo’ als wir neben ihnen an die uns zugewiesene Boje fuhren. Ausserdem war es war Samstag Abend und BBQ Nacht war im Klub angesagt. Dieser war, trotz der Regenzeit und somit Nebensaison, besser besucht als erwartet. Und somit vielen die Essenrationen sehr sehr klein aus. “Bonsai Portion” wie Olaf so passend erwähnte. Flüssige Kohlenhydrate in Form von Bier gab es aber reichlich und somit war auch dieser Abend gerettet. Wir trafen viele nette Leute von nah und fern.
Sabang
Unser kurzer Ausflug mit dem Tricycle nach Sabang war enttäuschend: Wir waren in den Jahren 2004-2018 schon viele Male dort zum Tauchen gewesen. Sabang hatte immer einen exotischen, relaxten Flair. Hauptsächlich, weil man nur zu Fuss durch die engen Gassen gehen konnte. Nur zu (nassen) Fusses entlang des kleinen Strandes zur nächsten Bar gelangte. Zumindest bei Hochwasser riskierte man nasse Füsse, aber es war halt Teil des Ganzen, Teil des Abenteuers. Das ist nun vorbei: es gibt keinen Strand mehr an der Hauptbucht von Sabang. Weg, W E C H ! Zubetoniert ist der Strand. Dafür führt eine Strasse vorbei an Hotels, Restaurants und Bars die einst direkt am Wasser lagen. Ade Reiselust! Willkommen Reisefrust. Oder besser: Willkommen Gäste des grossen Landes nördlich von Hong Kong als auch südlich von Kim’s kleinen Ländle.
Shopping in PG
Mit einer SM Mall kann Puerto Galera zwar nicht trumpfen, aber es gibt eigentlich alles für den täglichen Bedarf: Zwei gut ausgestattete Supermärkte, einen Markt, viele kleine Shops. Sogar westliche Delikatessen sind zu erhalten und es gibt so einige Restaurants und Bars.
Wir waren begeistert von den Preisen (US$): Kokosnuss für 40 Cents, 1Kg Mangos für 1,10$. Die Preise der kleinen Stände und Shops entlang der Strasse sind bis zu 50% günstiger als auf dem Markt!
Sehr gute Pizza beim (original) Itanliener ab 5$. Welch ein Leben verglichen mit Hong Kong oder auch Subic Bay.
Ein kleiner Obstkorb (+ Tomaten und Zwiebel für die nächsten Spagetti Bolognese an Bord) für ganze 4,85US$ (Jun i 2023)
Aktivitäten in PG
Eigentlich kann man Sabang und White Beach mit Puerto Galera in einem Satz nennen wenn es um die Möglichkeiten der Aktivitäten geht: Tauchen, Strand, Schwimmen, Ausflug zu den Wasserfällen,… es gäbe viel zu erleben. Wir haben die Tage etwas geschnorchelt und ich bin einmal um unser Boot getaucht. Aber im grossen und ganzen haben wir nichts Grosses unternommen da wir etwas in ‘Eile’ sind. Noch ist kein Taifun im direkten Anmarsch auf die Philippinen. Aber wenn einer daherkommt möchte ich auch schon weiter südlich sein. Und somit sind wir eigentlich auch schon wieder am Packen um bald wieder weiterzureisen.
Zinkanode
Bei dem Tauchen um das Boot habe ich auch entdeckt das die Zinkanode vom Propeller fehlt – mitsamt der Bolzen die diese hätten halten sollen. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Die Werft in Hong Kong hat die Bolzen nicht mit Gewindekleber gesichert! Da haben die echt geschlampt! Ich habe zwar genügend Ersatzanoden, allerdings keine Ersatzbolzen. Denn diese gehen eigentlich nie verloren und verbleiben immer im Propeller – es sei denn die Werft arbeitet nicht richtig! Ich habe Rücksprache mit einem Bootstechniker gehalten der hier vor Ort auf den Booten tätig ist. Dieser meinte da es sich bei unserem Boot um ein Stahlboot mit sehr vielen Anoden an Rumpf und Ruder handelt sei der Propeller recht gut geschützt. Somit sei es nicht allzu dringend diese sofort zu ersetzen.