Subic Bay
Unsere Überfahrt von Hong Kong nach Subic Bay hat vier Tage gedauert. Endlich, mit mehr als einem Jahr Verspätung, haben wir es in die Philippinen geschafft!
Probefahrten in Hong Kong
Ein Jahr hatte es gedauert bis wir Eternaut endlich seetüchtig hatten. Falsche Motorenaufhängung, defekter Auspuff, Rost in den Bilgen, Leitungen für Bilgepumpen fehlerhaft gelegt, abgeschnittene Propellerblätter beim Bugstrahlruder,… .
Die Liste mit dem unglaublichen Pfusch der Schiffswerft ist ellenlang. Noch immer finde ich Dinge die behoben werden könnten. Die sind allerdings nicht mehr sicherheitsrelevant und fallen mehr in die Kategorie Schönheitsfehler.
Und wie so viele über den Hausbau berichten so fällt mir auch bei unserem Boot auf: Das würden wir beim nächsten Boot anders machen…
Ed, mein Nachbar aus der Discovery Bay Marina und ich haben schon Witze gemacht: Wir sollten unsere eigene Yachtwerft gründen.
Aber als wir unsere Diesel Swan 55 gegen Frühjahr endlich seetüchtig hatten galt es ein passendes Wetterfenster zu finden.
Die Zeit des Wartens haben wir mit vielen Probefahrten verbracht: Wir waren auch unterwegs bei Windstärke 6 und bei Wellengang von 3-4m. Die Paravanes wurden ausgibig getestet: Diese erzeugen bei einer Fahrt ab 5 Knoten abtrieb und dämpfen somit das Rollen des Bootes.
Zum Ankern waren wir meistens in den entlegenen Buchten im Norden Hong Kongs. So manches mal hatten wir dort mehr Wellengang als man unten auf den Fotos sieht. Hier haben sich dann unsere “Flopper Stopper” bewährt. Die Aluminiumplatten und Halterungen dafür hatte ich mir über unseren durchaus fähigen Mittelmann in China anfertigen lassen. Auch diese dämpfen das Rollen nur, verbrauchen im Gegensatz zu aktiven Stabilisierungssystemen aber auch keine Energie.
Das Wetterfenster
Dann war es da: Das Wetterfenster. Es war Anfang Mai… Wir hatten schon diverse Wetterfenster wegen dringender Wartungsarbeiten verpasst und die Taifunsaison stand vor der Tür. Es war allerhöchste Eisenbahn sich gen Süden aufzumachen.
Das Boot war betankt und beladen. Vorgekochtes Essen im Gefriefach. Alle Systeme am Boot liefen fehlerfrei. Wir machten unsere Runde: Ausreise beim Marine Department anmelden und “Reiseplan” abgeben. Zum Immigration Department und Reisepässe abstempeln lassen. Es sollte am nächsten Morgen losgehen.
Doch abends, so kurz vor der Abreise, kamen die Zweifel: Ist das Boot wirklich fertig, können wir das wirklich durchhalten? Und schlimmer: Rita hatte Anzeichen einer fiebrigen Erkältung. Erkältung oder Covid19? Und noch viel schlimmer: Die neueste Wettervorhersage deutete auf einen sich entwicklenden tropischen Sturm nahe unseres Zielgebietes hin. Schweren Herzens traf ich um Mitternacht die Entscheidung: Abfahrt verschieben!
Und wie gut diese Entscheidung war fand ich um vier Uhr Morgens heraus: Wie ein Güterzug überollte mich das Coronavirus. Die Eisenbahn von der ich oben noch sprach um sich nach Süden hin aufzumachen hatte ich mir anders vorgestellt: Ich hatte Kopfschmerzen als wäre mir der 63Kg schwere Sturmanker auf das Haupt gefallen und Fieber als das man die Bratkartoffeln auf meinem Körper hätte zubereiten können. Nicht eine Minute hätte ich Wache auf dem Boot halten können.
Die Überfahrt
Es war schon mit Aufwand verbunden den Behörden den Grund unserer verschobenen Abfahrt klarzumachen. Aber auch keine Behörde wollte uns in ihrem Büro haben. Jedenfalls nicht bevor wir symponfrei waren. Zum Glück hatte uns ein Freund seinen Ankerplatz für ein paar Tage überlassen, so das ich mir um unsere Sicherheit trotz Durchzugs einer aktiven Kaltfront wenige Tage später keine Sorgen machen musste.
Dann, genau zwei Wochen nach dem ersten Anlauf, sollte es wieder soweit sein: Wir waren symptonfrei und die Covid Schnelltests negativ. Boot war fertig… und wir auch. Ich meine nicht fertig fertig, ich meine abreisebereit fertig: Kein mulmiges Gefühl, kein tropischer Sturm im Anmarsch. Was einmal Mawar, der erste Supertaifun der Saison, werden sollte braute sich zwar zusammen, war aber weitab vom Schuss und würde unsere sichere Überfahrt in keinster Weise gefährden.
Und so stachen wir in See. Um 09:45 waren die Leinen los und wir winkten “Good bye” zu Hebe Haven und Chris, der trotz des Regenschauers der sich über uns ergab Farewell wünschte.
Die ersten Stunden verliefen ruhig bis auf das wir vielen Containerschiffen und Fischerbooten ausweichen mussten. Später dann war die See so kabbelig georden dass ich die Stabilisatoren zu Wasser liess. In der Nacht sorgte Autopilot 1 für Ärger: Immer wieder schaltete sich dieser selber aus, manches mal sogar ohne Warnung. Nicht für eine Minute konnte man den Steuersitz verlassen.
Am nächsten Morgen aktivierte ich Autopilot 2. Eine Sache von fünf Minuten: Mittels Wahlschalter muss der inaktive Autopilot vom Datennetz getrennt werden, da ansonsten die beiden Computer gegensätzliche Signale an die Ruderanlage senden könnten.
Mit dem funktionierenden Autopiloten kam dann auch endlich mehr Ruhe in das Geschehen und wir fingen an die Überfahrt zu geniessen.
Nur auf die Fischerboote mussten wir aufpassen. Es gab eigentlich nur eine Nacht wo wir mal ganz alleine waren: Ohne Sichtung von Navigationslichtern und ohne einen Blip auf dem Radarschirm.
Subic Bay
96 Stunden und 45 Minuten später machten wir wieder die Leinen fest. Wir waren in Subic Bay angekommen. Dabei haben wir 604NM zurückgelegt und neben acht Nudelsuppen, undendlich vielen Snickers Schokoriegeln, fünf vorgekochte Mahlzeiten auch 932ltr Dieselkraftstoff verbraucht.
Es waren wieder einige wenige Sachen aufgefallen die am Boot verbessert werden könnten, doch alles in allem hat es gut geklappt. Eternaut und die Crew haben die erste grosse Fahrt gut überstanden.
Subic Bay Freeport Zone und Olangapo
Ja, das hatte ich mit doch etwas anders vorgestellt…
Einreise, Zoll, immigration: Hat hier mit Hilfe des Subic Bay Yacht Clubs hervorragend funktioniert.
Und wir bekommen hier nahezu alles: Etliche Restaurants, mehrere Supermärkte, drei Shopping Malls. Davon ist vieles fussläufig zu erreichen.
Zum Glück hatten wir die ersten Tage so einiges Unternommen: Wir waren zu Fuss, mit dem Tricycle, als auch mit dem Tender unterwegs. Denn die ersten Tage hatten wir noch gutes Wetter.
Inzwischen hat die Regenzeit beghonnen: Es sind es gute 30 Grad Celsius bei 80% Luftfeuchte wenn es gerade nicht regnet. Und wenn es regnet dann ist es ein tropischer Regenguss der jede Hans Grohe Regendusche vor Neid erblassen lässt.
Also Einkaufen, Essen gehen… zumeist nur per Taxi möglich. Und noch etwas bringt der Regen: Neben der Marina mündet der Olangapo River in die Bucht – Subic Bay. Und dieser bringt mit den Wassermassen all den Müll und Platik den eine Stadt produzieren kann.
Und mit dem Boot mal eben in die Bucht fahren, Ankern, Trinkwasser aufbereiten? Ist auch nur mit vorheriger Absprache mit Marina und Subic Bay Port Control möglich. Also unsere Möglichkeiten hier sind begrenzt und wir sehnen uns nach dem nächsten Wetterfenster um weiter gen Süden zu fahren.